Photo by Art Collection Schlichtner
Name des Künstlers/der Künstlerin
Begi Guggenheim
Geburtsdatum
1977
Geburtsort
Georgien
Arbeitsort
Österreich
Über die Arbeit des Künstlers/der Künstlerin
Der Künstler Begi Guggenheim hat in Tiflis in Georgien „Architektur und monumentale Plastik“ und in Österreich an der Akademie der bildenden Künste „Erweiterter malerischer Raum“ bei Prof. Franz Graf studiert. Bereits seit dem Alter von 15 Jahren beschäftigt er sich mit der Bildhauerei. Er ist einer von rund 40 aktiven Bildhauern in Österreich, wobei hier von einem entgrenzten Gattungsbegriff auszugehen ist und Vertreter der Installationskunst miteingerechnet wurden.
Trotz eines internationalen Trends hin zum Gemälde, zeigt die Ausstellungspraxis, dass Bildhauern durchaus die Gelegenheit gegeben wird, auszustellen. So wurden Begi Guggenheims Werke 2016 in einer Ausstellung der Vienna Art Foundation jenen Bruno Gironcolis gegenübergestellt. Wichtig für Bildhauer ist auch die Parallel Vienna Art Fair, bietet sie doch genug Platz und ermöglicht Kunst ohne Zugangsbarrieren zu präsentieren und zu erleben. Begi Guggenheim hat dort seit 2013 durchgehend ausgestellt. Mit den Drei Heavy Burschis, einem Projekt dreier Kollegen, stellte Guggenheim 2013 im Kunstraum am Schauplatz in Wien aus. Kunst am Bau realisierte er 2016 für ein Projekt der Raiffeisen Leasing GmbH in der Zahnradbahnstraße 17a in 1190 Wien. Im Juni 2020 stellte er im Büro Weltausstellung in Wien aus. Seine Werke befinden sich in österreichischen Privatsammlungen, die bereits seit 2004 zu seinen Kunden zählen. Sammler zählen zu seinen wichtigsten Bezugspersonen, jene die bereit sind, auch in junge Künstler zu investieren. Bis Vierzig zählt man in Österreich zu den jungen Künstlern.
In seinen Arbeiten beschäftigt sich Begi Guggenheim mit einer Vielzahl von Themen und Motiven. Der Bogen spannt sich von ikonographischen Bezügen zur antiken und christlichen Mythologie bis hin zu sozial-ökologischen und sozial-politischen Themen. Auch rein geistige Einsichten und Stimmungen führen zu schöpferischen Leistungen. Im Vordergrund steht dabei immer die Verfremdung mit dem Ziel, einen neuen Blick auf das bereits Bekannte zu ermöglichen. Biomorphe und kinetische Formen sind Begi Guggenheims Markenzeichen.
Manche Themen entstehen während des Schaffensprozesses rein intuitiv und nach Vorgabe der verwendeten Arbeitsmaterialien, so beispielsweise bei "Nofretetetiti", eine Büste der berühmten Nofretete, eine der bekanntesten Frauen der Antike. Hier würde man annehmen, dass der Künstler ihr Bild vor Augen hatte und das Kunstwerk vorab geplant hat, aber es geschah ganz anders, als er nämlich Teile zusammenfügte, ergab sich einfach so spontan die Form der Nofretete. Ganz anders geschah es bei "Mastigias - die Quälle", hier entstand das Bild im Kopf bevor mit der Arbeit begonnen wurde. Hier handelt es sich um ein Modell eines Mischwesens, das einer riesigen Qualle und Amphibie gleicht und welches das Meer verlassen kann und die Menschheit bedroht. Eine apokalyptische Allegorie auf den Klimawandel und steigende Meeresspiegel. Ein partizipatives, sozial-ökolologisches Nachhaltigkeitsprojekt, dass der Künstler für die Stadt Wien vorantreibt und diese Idee auch gerne in andere Städte dieser Welt exportieren möchte.
Guggenheim baut seine Plastiken aus Gips, Holz, Metall, Plastilin und gefundenen Objekten und Alltagsgegenständen auf. So werden gefundene und funktionsfähige Alltagsgegenstände wie Radiogeräte, TV-Bildschirme oder Kochplatten in das Kunstwerk eingebaut. Glühbirnen, Platinen und Schläuche erweitern die Oberfläche. Kunst, die uns beim Überleben helfen kann. Kunst, die mit einem Augenzwinkern zum Alltagsgegenstand wird. So kann man, wenn man will, gleichzeitig Kaffee kochen, Radio hören und das Kunstwerk betrachten. Selbst Kunstgegenstände, wie beispielsweise eine afrikanische Holzskulptur, sind vor Begi Guggenheim nicht sicher und werden als Ganzes einer Modernisierung unterzogen. Aus Kunst wird neue Kunst. Duchamp mit Erweiterung. Guggenheim verwertet auch eigene Kunstwerke, dekonstruiert sie und baut sie neu auf.
Den sehr wichtigen Aufgaben der Harmonisierung durch die Fassung und die Auswahl der Oberflächenstruktur kommt besondere Bedeutung zu. So präsentieren sich die Arbeiten oft in bunten Farben, Material- und Bearbeitungsspuren bleiben sichtbar und doch vermitteln sie ein Gefühl der hohen Kunst der Natürlichkeit. In manchen Fällen endlich werden Güsse aus Aluminium angefertigt.
Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten vergehen oft Wochen. Irrwege können erst mit einem gewissen, notwendigen zeitlichen Abstand erkannt werden. Auch ein Rückbau einer Plastik ist dann möglicherweise erforderlich. Kollegen geben ihre Meinungen ab. Es finden Dialoge zwischen Künstlern und den Objekten statt. Der in der Gegenwartskunst so wichtige Interpretationsprozess beginnt bereits im Atelier und findet seine Fortsetzung nach Fertigstellung im Idealfall immer und immer wieder, denn nach Juliane Rebentisch entsteht die Größe von Werken historisch durch Neu- und Wiedererschließung. Finden keine Interpretationsversuche statt, droht der Verfall in die Bedeutungslosigkeit.
Resümee
Begi Guggenheims Werke zeichnen sich durch einzigartige biomorphe und bewegte Formen, ungewöhnliche Materialen und eine harmonische und stets aktuelle Erscheinung aus. Seine Werke werden damit zu unmittelbar wiedererkennbaren Kunstgegenständen, die bei Sammlern sehr begehrt sind.
Text von Andreas Schlichtner 04. März .2019/27. Mai 2020/14. Juli 2020