Kunstwerk von Sabine Hilscher

photo courtesy of Sabine Hilscher

Sabine Hilscher // DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER, Kostüm/Bühne, Staatsschauspiel Dresden

2017

Premiere 23.09.2017 › Kleines Haus 3

Die Leiden des jungen Werther

mit jungen und nicht mehr jungen Männern, die liebten und litten

nach Johann Wolfgang Goethe in einer Fassung von Miriam Tscholl und Esther Undisz

In Goethes 1774 erschienenem Briefroman flieht der junge Rechtspraktikant Werther aus der Stadt und sucht ein selbstbestimmtes Leben jenseits der Konventionen. In Briefen an seinen Freund berichtet er über seine unglückliche Liebe zu Lotte, die bereits mit einem anderen Mann verlobt ist. Kompromisslos wählt Werther schließlich den Freitod. „Die Wirkung dieses Büchleins war groß, ja ungeheuer, und vorzüglich deshalb, weil es genau in die rechte Zeit traf“, schrieb Johann Wolfgang Goethe. Richard David Precht bezeichnet den Briefroman heute als „verlogene Sozialromantik“ und rechnet ihn zum „unbrauchbaren Schulwissen“. Die Bildungsministerien sind da anderer Meinung: Auch in Zeiten von Emojis und profundem Wissen über biochemische Prozesse wird die Dichtung vom leidenschaftlich-romantischen Werther als Lektüre empfohlen. In der Psychologie umfasst das „Krankheitsmodell Werther“ eine Reihe von Merkmalen, zum Beispiel Realitätsverlust, unerfüllbaren Kreativitätsdrang und Suizidneigung. Aber will einer von uns sterben, ohne unsterblich verliebt gewesen zu sein? Wie steht es 240 Jahre nach Goethe um unsere Sehnsucht nach großen Gefühlen? War Lotte ein typisches Stalking-Opfer und wie frei sind wir bei der Partnerwahl und in der Frage, wie wir leben und sterben wollen?

Geben wir Werthers stürmischen Briefen eine kritische, aber ehrliche Chance. In dieser Inszenierung stellen wir Goethes DIE LEIDEN DES ­JUNGEN WERTHER auf den Prüfstand. Anhand eigener Lebenserfahrungen verraten Dresdner Männer verschiedener Generationen ihr Verhältnis zu Romantik und Pragmatik, befragen ihren Mut zur Freiheit und geben Einblick in alte Liebesbriefe und Tinderaccounts.

Regie: Miriam Tscholl

Bühne/Kostüm: Sabine Hilscher

Musik: Michael E. Bauer

Dramaturgie: Esther Undisz