Kunstwerk von Super Sparks

photo courtesy of Art Collection Schlichtner and artists @ Bildrecht Wien 2022

Sabine Hilscher / Pilze heilen

2022

Sabine Hilscher, Geflecht 2022

Pilze sind überall, in der Luft, im Boden, im Meer und sogar im Weltraum. Sie gehören zu den ältesten Lebensformen und kommen mit den widrigsten Bedingungen klar. Sie sind Überlebenskünstler und Meister der Symbiosen. Ihre Hyphenzellen ziehen sich unterirdisch kilometerweit durch den Boden und bilden riesige Myzelnetzwerke. Sie gehen Beziehungen zu anderen Lebewesen ein, transportieren Informationen, speichern Erfahrungen und nutzen elektrische Signale zur Informationsverarbeitung, ähnlich wie die Neuronen in unserem Nervensystem und dem Gehirn. Aber Pilze haben kein Gehirn. Sie sind dezentral organisiert und «wissen» trotzdem, was die Hyphen auf der anderen Seite des Netzwerks gerade tun. Wie können wir uns in die Pilze hineinversetzen, um von Ihnen zu lernen?
Das menschliche Leben und Denken in individualistisch-kapitalistischer Logik und ausgefeilten Individualisierungsstrategien hat die Welt an einen Abgrund gebracht.  Symbiotisches Denken ist uns noch fremd und widerspricht unserer Konditionierung.  Sabine Hilschers künstlerische Arbeit besteht aus einem Kosmos von Versuchen, sich trotzdem in die Pilze hineinzuversetzen. Das Denken in Zusammenhängen auf gesellschaftliche und künstlerische Strukturen, in den Raum und in andere Formen zu übertragen. Sie arbeitet daran über optische Annäherungsversuche, indem sich der menschliche Körper über Großkostüme zu Pilzen verwandelt. Über feine poetische Strukturerforschungen von Netzen und Verwebungen, Wurzelstrukturen und dreidimensionalen Papier-Cutouts. Mit Studien der äußeren Erscheinung der Fruchtkörper, in Texten sowie grafischen Übersetzungen von Kräften und Eigenschaften, die den Pilzen zugeschrieben werden.

Sabine Hilscher-Rebstock

KUNST.BÜHNE.KOSTÜM.TEXT