Kunstwerk von Sabine Hilscher

photo courtesy of Sabine Hilscher

Sabine Hilscher // VIOLA SOLO, Kleid für zwei, Uraufführung am 30. Januar 2020 in der Villa Elisabeth Berlin

VIOLA SOLO


Konzert/Performance/Installation

Mit Werken von Rama Gottfried (UA), Georg Katzer, Enno Poppe, Orm Finnendahl, Giacinto Scelsi, Simon Steen-Andersen

 

Uraufführung am 30. Januar 2020 in der Villa Elisabeth Berlin

 

Konzept, Regie
Ulrike Ruf
Ausstattung
Sabine Hilscher
Viola
Karen Lorenz und Yodfat Miron
 


Ein Soloabend wird zum musiktheatralen Experimentierfeld, spielt mit Konventionen und Erwartungshaltungen und stellt die Hierarchie der Wahrnehmungen auf den Kopf. Im prächtigen Kleid präsentiert eine Bratschistin Solowerke für ihr Instrument, aber auch sich selbst als Virtuosin und Interpretin dieser Werke in konzentriertester Konzertform.

Viola Solo macht weitere, visuelle und räumliche Faktoren aus, die in nicht unerheblichem Maße zu der Gesamtheit des Konzerterlebnisses beitragen und verhilft diesen meist unbewusst wahrgenommenen Nebensächlichkeiten zur ästhetischen Emanzipation, während die Werke unverändert im Original erklingen.
Der Klang verspringt im Raum, das Kleid wächst überdimensional an und gebiert eine zweite Spielerin. Sie übernimmt einige Passagen in Poppes Filz solo bevor sie mit der anderen wieder verschmilzt. Die Akrobatik und Präzision der Spielbewegungen drängen sich in den Vordergrund. Sie verselbständigen sich in Orm Finnendahls Furioso und bebildern die paganinihafte Nähe von Virtuosität und Dämonie. Für Giacinto Scelsis Manto II + III verlassen die Musikerinnen ihr Podest, dringen vom sphärischen Klang getragen in den Raum vor bis auf eine Umlaufbahn, sind nun zu zweit und doch eins, verbunden durch ein dehnbares Stoffband, bis die elektronisch verzerrten und mit Whammypedal überdehnten Klänge von Simon Steen-Andersens study for string instrument #2 die Steuerung der Szene übernehmen. Die Transformation der Solistin und ihrem Merkmal „Kleid“ führt sich in Corporis fabrica fort. Statt als Hülle zu dienen schluckt der Stoff die Spielerinnen, wird zum animierten Objekt, zum amorphen Körper, der mit seinen Gesten, Bewegungsmustern und daraus erzeugten Klängen lebendig zu sein scheint.