BERNICE SOKOL KRAMER – LOST LOVE - online solo exhibition – July 1, 2022

Fotocredit: photo courtesy of Bernice Sokol Kramer

Bernice Sokol Kramer lebt und arbeitet in Manhattan, New York City. Sie studierte Kunst bei Norman Raeben in den Carnegie Hall Studios und war in der Meisterklasse von Bruce Dorfman.

Die Künstlerin ist bekannt für ihre Collagen aber auch für ihre Pappmaché Kleid-Skulpturen, die sie oft kopfüber und von der Decke hängend, installiert.

Als roter Faden zieht sich  die Beschäftigung mit Erinnerungen an verstorbenen Verwandte und Freunde durch ihr Werk. In der Zeit der Isolation durch die Pandemie beschäftigte sie sich mit  dem Tod ihres Mannes. Im Andenken an ihre verstorbene Mutter und ihre Großeltern setzte sie sich mit Fragen zum Abschiednehmen, zum Leben und Überleben auseinander. So finden wir in ihren Arbeiten oft die Mutterfigur, die sich mit ihrem Kind austauscht, es vor sich trägt, es aufwachsen sieht. In einer Installation baute Bernice Sokol Kramer das Zimmer ihrer Großmutter mit zeitgenössischen Möbelstücken, einer Lampe und einem Spiegel nach. Zerrissenes und zerschnittenes Leinen verweist auf die Abschiednahme. Durch die Verarbeitung  der Kleidungstücke der geliebten Verstorbenen, schafft sie die Möglichkeit, Andenken und Gedächtnis durch Berührung und Nähe, am Leben zu halten.

In ihren Collagen finden wir oft mitten im Leben stehende, junge Frauen, welche dekonstruiert und  wieder zusammengesetzt, eine belebte Momentaufnahme darstellen. Diese Momente werden gleichsam konserviert, retrospektiv abgerufen und immer wieder erlebt.

So wagt sie den Versuch, die Zeit anzuhalten. Wir erinnern uns hier an Rainer Maria Rilke, der sagte: „Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben! Sie zu halten, wäre das Problem. Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben, wo ein endlich Sein in alledem?“

Text: Andreas Schlichtner, Vers von Rainer Maria Rilke, 1920