artist Statement

Mile Saula (*1970) ist ein Maler mit einer einzigartigen Vision und einer ausgeprägten, fantastischen Lyrik. Sein Prozess beginnt mit der Erforschung des Unbewussten.  Seine Malerei wird nach und nach von Konturen, Figuren und Phänomenen außerhalb der sichtbaren Welt bevölkert.

Saulas frühe malerische Zyklen beschäftigten sich mit der Erforschung von Materialien - Sand, Pigment, Erde - die in abstrakten Kompositionen organisiert waren und Aspekte von  schamanistischen Zeichnungen der amerikanischen Ureinwohner beinhalteten.

Seit 2002 stellt er regelmäßig im renommierten Salon des Réalités Nouvelles in Paris, gegründet 1939, aus, dem Salon, in dem abstrakte Kunst schon seit Beginn an ausgestellt wurde. Der Name des Salons leitet sich von der Idee ab, dass die Abstraktion eine neue Realität darstellt, die rein aus sich selbst entsteht, was Saula dazu anregte, sich tiefer mit der Bedeutung der neuen Realität zu befassen und begann, mit wachsender Konzentration und Farbkraft zu malen.

Anfang 2010 kam es zu einer Veränderung in der Organisation der plastischen und dynamischen Elemente in Saulas Bildern. Er fand einen Weg, seine Bilder zu befreien und eine gewisse poetische Ästhetik auszudrücken, die immer mehr einer Traumlandschaft ähnelte. Obwohl Farbe immer noch von größter Bedeutung war, interessierte er sich immer weniger für ihre formalen Aspekte, verließ die nichtfigurale Abstraktion und näherte sich der Vision seines eigenen „inneren Films“. Seine Leinwände wurden zu grenzenlosen und geschichteten, metaphysischen Landschaften, in denen sich Formen, Zeichen und anthropomorphe Formen von den bisherigen tableauartigen Rahmen lösten und stattdessen den Raum für die zunehmende Präsenz von Erscheinungen, Gespenstern, Figuren, Tieren, Pflanzen und der Natur öffneten. In der Zeit von 2010 bis 2017 kam Saula von der synthetischen zur lyrischen Abstraktion und phantastischen Malerei, von der Suche nach Transzendenz durch präzise Artikulation hin zur lockereren Formen- und Zeichensprache mit dem Ziel, die erhabene Realität einzufangen: das, was nur im Augenwinkel sichtbar ist, wo Gemälde als Wegweiser dienen, die es dem Betrachter ermöglichen, seine eigenen kontemplativen Zustände, Visionen und mentalen Ausblicke zu entdecken.

Saula glaubt, dass ein Gemälde weder auf sich selbst noch auf seine formalen Aspekte hin beschränkt sein darf, sondern das Leben ähnlich wie Hieronymus Boschs Garten der Lüste darstellen muss, wo "im Strudel der Ereignisse viel von dem ist, was Leben repräsentiert:“ das Suchen, die Spiele, die verborgenen Geheimnisse". Saulas Arbeitsweise umspielt den Zufall und anerkennt die Verflechtung loser Formen, die das Innenleben dieser ungewöhnlichen Begegnungen einfangen. Ihn interessiert das eklektische Bild, das eine gewisse Multi- und Fehlfunktionalität aufweist, die treibenden Motive, die auf die schwer fassbare Natur aller Komplexität hinweisen, ob geträumt oder real.

Der grundlegende Ort seiner Gemälde und Zeichnungen ist eine Art "wilde Natur", eine flache, grenzenlose Ebene, die von Episoden aus Träumen, Mythologie, Theater, Poesie, Film und anderen Künsten und Künstlern, insbesondere des magischen Realismus, des Surrealismus, des Südens, bevölkert wird sowie von Gothic und Noir sowie Literatur wie Haruki Murakami, Paul Auster, Yukio Mishima, David Lynch.

Text: Mile Saula