KUNST AM BAU (percent for art) excursion with FABIAN SEIZ, Wien Ottakring, Saturday 03. June 2023

Fotocredit: photo courtesy of Fabian Seiz

Die Exkursion „KUNST AM BAU“ wurde von Art Collection Schlichtner und Fabian Seiz gemeinsam geplant und fand am Samstag, 3. Juni 2023 statt. Ziel war es, gemeinsam mit Freunden, Bekannten und Interessierten, sich mit der Geschichte des Wiener Gemeindebaus, und  den hier vorgefundenen Mosaiken, Sgraffiti und Skulpturen auseinanderzusetzen.

Robert Musil soll gesagt haben: „es gibt nichts, was so unsichtbar wäre, wie Denkmäler!“ Sinngemäß gilt das sich auch für KUNST AM BAU. Manchmal wird sie auch als Nicht-Kunst, periphere oder populäre Kunst oder einfach nur als hässlich bezeichnet. Dem möchten wir widersprechen.

In welchem Zusammenhang, für wen und warum wurde diese Kunst  tatsächlich gemacht? Wer waren die Künstler, welche Techniken wurden angewendet, wer waren die Auftraggeber, und wieviel wurde den Künstlern bezahlt? Wie lebt es sich mit dieser Kunst?

Wir starteten bei Sonnenschein im Schanigarten der Sportkantine Slovan HAC in Wien Ottakring. Dort gibt es die besten Fleischlaberl-Semmeln der Stadt Wien! Es versammelte sich eine größere Gruppe an Gästen und wir starteten los. Der anliegende Fleminghof aus den 1950er Jahren bot gleich mehrere Mosaiken, die wir betrachten und besprechen konnten, darunter „Badende“ von Anton Lehmden  und "Fussballer" von Rudolf Hausner. Weiter ging es  über die Lorenz-Mandl-Gasse zu einem abstrakten Mosaik mit dem Titel „Baum“ von Carry Hauser aus dem Jahr 1959. Am Gemeindebau Wernhardtstraße 12-14 sahen wir zwei große, aber leider beschädigte Mosaike, nämlich das keramische Mosaik „Ein Sommertag“ von Karl Hauk (1954) und die Fliesenmalerei „Das Leben am Wasser“ von Robin C. Andersen (1954).

Ein Höhepunkt war sicher der Franz-Novy-Hof, dort wo die 100.000ste Gemeindebauwohnung errichtet wurde. Daran erinnert ein riesiges Mosaik von Otto Rudolf Schatz mit der Inschrift ""Wo sich ein Kreis von Schöpfern findet, / Wächst hunderttausendfache Saat: / Denn Menschen, Raum und Zeit verbindet / Zum Wohle immer nur die Tat." Wir sahen dort auch die Natursteinskulptur "Elektrische Energie" von Ferdinand Opitz und "Maurer" von Otto Eder.

Thematisiert wurde von den Teilnehmer:innen Fragen des sozialen Wohnbaus und der Entwicklung desselben über die Zeit. Unser Exkursionsleiter, der aus Wien-Ottakring stammende Künstler Fabian Seiz, der selbst bereits Kunst am Bau gemacht hat, sprach die Utopievorstellung von Kunst am Bau und die Einbettung in soziale Gegebenheiten der Nachkriegszeit an, wobei auch Unterschiede zum Roten Wien der 20er Jahre angesprochen wurden. Erörtert wurden auch die angewendeten Techniken, die Auswahl der Künstler:innen,  gesetzliche Regelungen, die Finanzierung und die Themen der Mosaiken, Sgraffiti und Skulpturen. Die daraus entstehende Diskussion erstreckte sich dann auch auf  Fragen zum Sozialbau in Deutschland und England. Sicher nicht vergleichbar mit der Entwicklung in Wien, aber dennoch spannend, die Gründe und Unterschiede zu besprechen.

Im Hof des Planschbeckenhofs als Teil der Wohnsiedlung Schmelz, erbaut 1922 im Rahmen des Roten Wien, besichtigten wir die bronzene Figur des „Knabe mit Sternfisch“ von Adam Pohl, dort wo sich einmal auch ein Schwimmbecken befunden hat. Es ging weiter über den Kleingartenverein Zukunft auf der Schmelz Richtung Heinrich-Hajek Hof in der Oeverseestrasse, wo wir vor allem die Vogeltränke „Liegender Jüngling“ von Artur Hecke und die Supraporte „Drei Kinder“ von Luise Wolf bewunderten.

Uns wurden noch weitere Mosaike und Reliefs gezeigt und schließlich kehrten wir, ohne den Märchenhof gesehen zu haben, sehr zufrieden am Kriemhildplatz ein und gönnten uns ein kühles Bier. Es war wirklich eine super-spannende und sehr informative Wanderung durch Wien und eine nächste KUNST AM BAU Exkursion ist bereits für Herbst 2023 geplant. Vielen Dank an Fabian Seiz und alle, die dabei waren!

Text und Bericht: Art Collection Schlichtner