SABINE HILSCHER – entangled - Online-Einzelausstellung - 25. Februar 2023

Sabine Hilscher (*1977) studierte Bildende Kunst bei Prof. Dieter Hacker sowie Kostümdesign bei Prof. Martin Rupprecht an der Universität der Künste Berlin.

Der Schwerpunkt ihrer Arbeit sind Performances im Bereich der Neuen Musik, wo sie international für Oper, Schauspiel, Tanz und Musiktheater arbeitet. Als bildende Künstlerin, Bühnen- und Kostümbildnerin arbeitet sie an der Schnittstelle verschiedener Kunstformen. So entwirft sie Kostüme und Bühnenbilder, schafft Installationen, plant visuelle Konzepte und Performances und schreibt Texte.

Jüngste Arbeiten sind Kostüme und animierte Zeichnungen in einer Bühneninstallation für die Musiktheaterproduktion "HYPHEMIND", Stuttgart/Basel 2022, die eine verrückte Reise in die Welt der Pilze darstellt. Fünf Menschen sind zu Pilzen geworden mit ihren bunten, faszinierenden und individuellen Fruchtkörpern. Pilze als lebendige und performative Skulpturen.

Sabine Hilscher interessiert sich seit vielen Jahren für die Visualisierung von Aspekten der Netzwerke und Schichten verschiedener Organismen und der Frage, wie diese auf menschliche Netzwerke und gesellschaftliche Strukturen übertragen werden können. Pilze scheinen ein perfektes Beispiel dafür zu sein. Im Gegensatz zum Menschen kennen Pilze keine patriarchalen, neoliberalen, binären oder intoleranten Organisationsformen, sie bauen sich keine Grenzen, die es zu verteidigen gilt. Pilze bilden riesige Myzelien, die sich oft über viele Kilometer erstrecken, und arbeiten erfolgreich in Symbiose mit ihrer eigenen Art, anderen Pilzarten und Pflanzen zum Vorteil aller Beteiligten. Eine Welt, in der alle Interessengruppen glücklich sind und einen nachhaltigen und friedlichen Lebensraum vorfinden. Um diese Utopie einzufangen, schuf Sabine Hilscher Kostüme, zeichnet Pilze und Pflanzen, Naturstrukturen und fertigt mehrschichtige dreidimensionale Collagen und Papierschnitte an und schreibt dazu Texte, die aus der Innenseite der Natur berichten. Organische Materialien oder fein ausgeschnittene Geflechte aus roten Straßen von Landkarten bilden solch verschlungene und komplexe Strukturen, werden von ihr zu menschlichen Organen umgeformt oder in abstrakte Netzwerke übersetzt. Sie laden uns ein, die Schönheit und Kostbarkeit der entfremdeten Natur neu zu entdecken.

In ihren Arbeiten für verschiedene Theaterproduktionen ist für Sabine Hilscher die Idee der Verschränkung und Komplexität immer ein zentraler Punkt. In der gemeinsamen Arbeit mit Regie, Komposition und den Darstellenden verbindet sich die bildende Kunst mit Text, Musik und Bewegung und schafft ein Gesamterlebnis im jeweils thematischen Kontext.

Text: Andreas Schlichtner / Sabine Hilscher